Viele Leser kennen es sicher: Starkes Sonnenlicht (UV-Strahlen), Steinchen und andere Einflüsse trüben und zersetzen mit der Zeit die eigentlich glasklaren Polycarbonat (PC) Scheinwerfer.
Bei der Herstellung werden PC-Scheinwerfer mit einem UV-Schutzlack beschichtet (PC-coated), diese “Opferschicht” zersetzt sich leider mit zunehmenden Alter, mit der Folge das nun auch das Polycarbonat angegriffen wird.
Zum einen schaut es mies aus, zum anderen leidet die Leuchtkraft der Scheinwerfer ungemein – weshalb sie oftmals auch bei der Hauptuntersuchtung (HU) zurecht bemängelt werden.
Es gibt im Grunde zwei Weg den “trüben Blick” loszuwerden, neu kaufen oder aber auch aufbereiten.
Letzteres möchte ich euch nun an einem Beispiel zeigen …
Den heutige Kandidaten kurzerhand aus der Schrotttonne (m)einer alten Werkstatt gezogen. Gut trübe und stumpf die “Streuscheibe”. Perfekt.
Eigentlich braucht man nicht wirklich viel, nicht mal eine Poliermaschine.
Mit 20-30 Euro solltet ihr gut hinkommen, zudem kan man das Material mehrmals benutzen – deutlich günstiger als zwei neue Scheinwerfer.
- Sprühflasche/Sprühkopf für Wasser, mit ein klein wenig Spülmittel
- Schleifpapier der Körnung: P800, P1500, P2500, P3000, oder vergleichbar (<a title="Schleifpapier von Indasa" href="http://www.carparts-koeln.de/shop/schleifpapier-bogen.5379/788352" target="_blank">Alternative</a>)
- Moosgummi / Nassschleifpad (gleichmäßiger Schliff)
- Microfasertuch (<a title="Allzwecktuch" href="http://www.autopflege24.net/ap24shop/microfiber-madness-allzwecktuch-sparpaket-3er-pack.html" target="_blank">Alternative</a>)
- Schleifpolitur (auch <a title="Menzerna 2200" href="http://www.carparts-koeln.de/shop/feinschleifpaste.4996/960010" target="_blank">hier</a> erhältlich)
- härteres Polierpad / Handpolierschwamm (<a title="Handpolierhilfe" href="http://www.petzoldts.de/shop/1x-Handreinigungs-Schwamm-fuer-Lackreiniger-und-Schleifpasten-p-2137.html" target="_blank">Alternative</a>)
- Klebeband, zum Schutze des Lackes (<a title="HPX Bänder" href="http://www.petzoldts.de/shop/Spezial-Klebeband,-Fahrzeugaufbereitung,-Lackdesign,-19-mm,-HPX-p-1788.html" target="_blank">Alternative</a>)
- IPA + Sprühdose Klarlack, oder eine gute Versiegelung zwecks Schutz
Je nach Zustand der Scheinwerfer erfolgt der erste grobe Nassschliff.
Ich nutz inzwischen gern zu Beginn ein P800-Schleifpapier, bei ganz runtergerockten Scheinwerfern könnte man mit P400 oder gar P320 die Beschädigungen herrausschleifen.
Geschliffen wird meist in mehreren Stufen – Vorschlaghammer, grob, mittel, fein – abhängig vom Zustand der Scheinwerfer, enden sollte das ganze bei mindestens P3000, gern auch P4000.
Wer mag kann für die feineren Schritte auch zu Schleifscheiben für die Maschine greifen, die Defekte lassen sich anfangs gezielt und besser via Hand beseitigen.
Nach dem ganzen Nassschleifen wird poliert.
Auf “Los” geht es los…
Nassschleifpapier um ein Stück Moosgummi legen. Jenes Moosgummi verteilt den Druck gleichmäßiger. Schleift man ohne Mossgumm, so schleifen beispielsweise die Finger mehr – probierts mal aus.
Und anfeuchten. Idealerweise sollte man Nassschleifpapier tags zuvor in einem Eimer Wasser einweichen lassen, so bleibt das Papier länger nutzbar.
Ebenso den Scheinwerfer mit genügend Wasser benetzen.
- Schliff war hier mit einem P800 Papier, von oben nach unten.
Anfangs ist die “Suppe” nicht wirklich milchig weiss, sondern meist bräunlich / dreckig.
Der Abrieb klart auf, Verunreinigungen sind schon mal runtergeschliffen.
Ist der Schleif-Film wie hier gut milchig, abspülen und zum Schleifen öfters Wasser aufnebeln – Nassschliff eben.
Untere Hälfte gespült, die obere Hälfte unterhalb des Klebebandes noch nicht.
Trockenen schaut der grobe Anschliff nun so aus.
Er sollte gleichmäßig und fehlerfrei sein, man beachte die Stelle rechts unterhalb des Klebebandes, leicht glänzende Flecken.
Diese Flecken sind Reste des einstigen Beschichtung, also noch mal speziell dieses Stellen nass schleifen.
Schaut dann wie folgt aus:
Nun nimmt man ein feineres Papier zur Hand, um einen Moosgummi-Block falten und befeuchten.
Diesmal schleift man quer zur Schleifbahn des vorherigen Schliffes.
Vorhin P800: auf / ab
Nun P1500: links / rechts
Die Oberfläche wird feiner, solange schleifen, wässern bis der grobe Schliff so gut es geht weg ist.
Zum Kontrollieren einfach klar abspülen, trocken wischen und kurz an der Luft abtrocknen lassen.
Nach einem weiteren Durchgang mit 1500er Korn und einem Durchgang P2500 griff ich zu den Mirka Schleifpads für die Maschine.
Gut wässern, ebenso die Scheinwerfer. Solltet ihr maschinell arbeiten, es spritzt gut ;)
Bitte mit elektrischen Maschinen aufpassen, idealerweise greift man zu Durckluftwerkzeug.
Bei Rotationsmaschinen Drehzahl um die 1000 Umdrehungen, Exzenter je nach Hub – spürt man recht gut.
Mit jedem feineren Schleifschritt wird das Polycarbonat klarer, ist man bei einem 3000er oder besser 4000er Korn angelangt kann man den Scheinwerfer nun aufpolieren.
Etwas Schleifpolitur auf ein härteres Pad, Drehzahl lag bei mir um die 1200 Umdrehungen – also wie bei Lack.
Beachtet bitte die Temperatur, Kunststoffe leiten weniger gut die Hitze ab, im Zweifel mit der Drehzahl runter regeln.
Mehr als etwas Anpressdruck braucht man nicht, die Bewegung kümmert sich um die Arbeit.
Einfacher Test am Rande: Trockenens oder eingenebeltes Pad auf die Maschine spannen, flache Hand auflegen und dann lasst die Maschine mal drehen. So spürt man am eigenen Körper den Effekt von Druck, Drehzahl, usw.
Schaut dann aufpoliert so aus, deutlich besser oder?
Am Rand zum Klebeband ists natürlich nicht perfekt, aber wenn man seine Scheinwerfer bearbeitet klebt man dieses auch nicht mittendrin ab ;)
Schauen wir uns die Geschichte mal von innen an …
Doch, bring deutlich was – Sicherheit und Optik stimmen nun wieder.
Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden, könnt ihr dieses nun auch konservieren bzw. längerfristiger schützen.
Mit etwas IPA-Mischung (Isopropanol+Wasser 1:4) den Scheinwerfer entfetten, daraufhin mit Klarlack lackieren oder eine gute Versiegelung auftragen.
Auf youtube & Co gibt es reichlich Videos. Idealerweise besorgt ihr euch von eurer Werkstatt einen defekten Scheinwerfer aus dem Schrott und probiert es vorab einfach aus.
Viel Spass und Erfolg!
