Wer kennts’ nicht – man parkt sein perfekt gepflegtes Auto das eine mal ausnahmsweise nicht in der Garage, sondern davor.

Nur das eine mal nicht den hintersten Parkplatz vorm Supermarkt benutzen.

Und dann passiert es. Ein tiefer Kratzer im Lack vom Schlüssel oder anderen spitzen Gegenständen. Die Frontschürze wurde leicht touchiert oder man hat selbst einen Schaden verursacht.

Diese Kratzer durchdringen fast immer die komplette Lackschicht bis aufs Blech. Das sind beim Durchschnittslack ca. 130-150µm was 0,13-0,15mm entspricht.

Vorweg muss gesagt werden: mit dieser Methode verschwindet der Kratzer nicht – man füllt schließlich kein Lack auf. Man ist nur in der Lage in sehr kurzer Zeit ein ansehnliches Ergebnis zu erzielen, welches günstig ist und den Wiederverkaufswert nicht herabsenkt, da nicht lackiert werden muss.

Hier spart man sich natürlich auch den Ärger falls der Farbton bei der Nachlackierung nicht passen sollte, oder der Lackierer generell schlecht gearbeitet hat.

Für diese Methode benötigst du folgendes Material:

• <a title="Schleifblock mit 2000&3000er Körnung" href="http://www.petzoldts.de/shop/Trockenschleif-Set,-Tolecut,-Kovax-p-1756.html" target="_blank">Kovax Trockenschleifsystem</a> (oder ähnliche Systeme z.B. von <a title="Schleifblock von Mirka" href="http://www.carparts-koeln.de/shop/schleifblute.5380/597025" target="_blank">Mirka</a>)
• Poliermaschine inkl. Pads und Polierpasten (zur Sicherheit: von grob bis fein sollte alles vertreten sein)
• Mikrofasertücher und sonstige Hilfsmittel

Aber erst die Theorie.

Wir nehmen den schlimmsten Fall an: der Kratzer ist bis aufs Blech durch. Hierbei ist nun an den Ecken des Kratzers eine “scharfe” Kante entstanden. Das Sonnenlicht reflektiert gebündelt von dieser scharfen Kante direkt in unser Auge – somit sehen wir den Kratzer besonders gut. Danke Sonne!

Indem wir den Kratzer anschleifen, brechen wir diese Kante und der Kratzer ist nur noch aus sehr kurzer Distanz Sichtbar, da das Sonnenlicht nun in alle möglichen Richtungen reflektiert wird. Danke Kovax!

Bevor es nun endlich zum bebilderten Teil kommt noch eine wichtige Info: bevor man den Lack schleift ist die Schichtdicke zu messen. Sollte zu wenig Lack vorhanden sein lässt man den Kratzer lieber so wie er ist. Es sei denn er ist so heftig, dass man sowieso das Bauteil lackieren lassen möchte, zuerst aber die Methode mit den Schleifen probiert.

Wenn das Bauteil einen Durchschnittswert von ~90µm ausweist, andere Bauteile aber >130µm sollten die Alarmglocken sturm-klingeln. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit würde man den Klarlack komplett durchschleifen.

Schritt 1

Der Lack muss gründlich vorgereinigt werden, da sonst Schmutzpartikel zwischen Schleifmedium und Lack gelangen können. Folge sind noch mehr tiefere Kratzer oder im besten Fall ein schwer zu entfernendes Schleifbild.

Die Vorreinigung besteht aus dem Waschen und Kneten der Lackoberfläche. Das Kneten ist besonders wichtig, da wir so sicherstellen auch Verunreinigung wie Teer und Flugrost entfernt zu haben.

Schritt 2

Nun wird schon direkt der Kratzer** isoliert** geschliffen. Größter Vorteil von den Trockenschleifsystemen: wir können einzelne Kratzer gezielt schleifen und nur an dieser einen Stelle eine moderate Schicht Klarlack abtragen. Anders als beim Nassschliff, wo in der Regel sehr großflächig geschliffen wird.

Die Schleifrichtung/Schleifbewegung sollte Horizontal zum Kratzer sein. So brechen wir die Kanten besonders gut. Mit wenig bis gar kein Druck wird nun so lange geschliffen bis der Kratzer fast nicht mehr sichtbar ist. Den Schleifstaub (also pulverisierter Klarlack) sollte man mit einem Mikrofasertuch wegwischen.

Die Körnung der Schleifblüte muss an der tiefe des Kratzers angepasst werden. Generell gilt: lieber erst mit 3000er Körnung versuchen den Kratzer zu entfernen, anstatt direkt mit der 2000er Körnung anfangen! Um das Schleifbild zu verfeinern solltest du zum Schluss deine feinste Körnung nutzen. Beim Kovax-System ist das 3000.

Die Schleifblüte regelmäßig an der Jeanshose abklopfen bzw. säubern um auch hier den Klarlackstaub zu entfernen.

Schritt 3

Das aufpolieren des matten Lackes geht meistens Problemlos – vorausgesetzt man hat sauber gearbeitet. Dann ist nämlich auch das Schleifbild sehr fein.

Meist genügt ein kleines Pad (<100mm Durchmesser) und eine Feinschleifpolitur. Diesen Vorgang muss man solange wiederholen, bis alle Schleifspuren entfernt sind. Aber auch hier gilt: Schichtdicke vom Lack messen!

Und… hättest du gedacht, dass es so einfach ist tiefe Kratzer zu entfernen?