Messgeräte erleichtern nicht nur die Arbeit, sondern machen sie meistens auch sicherer. Das Hilfsmittel um das es sich hier dreht ist ein Lackschichtendickemessgerät.
Ich persönlich poliere grundsätzlich nicht mehr wenn ich nicht vorher den Lack gemessen habe. Ab einem Preis von rund 200-250€ bekommt man einigermaßen recht genaue Messgeräte mit aktzeptabler Toleranz. Empfehlenswert ist der Testboy 72, welchen ich seit ca. 3 Jahren im Einsatz habe.
Die meisten Messgeräte dieser Preisklasse messen den kompletten Lackaufbau. Vom Klarlack bis zum Blech (roter Pfeil).
Weitaus teurere Geräte sind in der Lage nur den Klarlack zu messen. Das hat natürlich den Vorteil, dass man seine genaue Schichtdicke kennt, und diese nicht erraten muss.
###Fahrzeuglacke mit Klarlack (nahezu alle modernen KFZ)
Der Lackaufbau von Fahrzeugen mit Wasserlack ist fast immer identisch. Die Schichtdicke schwankt jedoch von Hersteller zu Hersteller. Im Mittel sind das rund 130 - 150µm (0,12 - 0,15mm). Die dicke des Klarlacks nimmt davon 30-35% in Anspruch.
Teilweise unterscheiden sich diese Werte enorm. Zum Beispiel bei Fahrzeugen von BMW/Mini der neuen Generation. Hier beträgt der komplette Lackaufbau nurnoch 80-90µm, da der Füller nichtmehr lackiert wird, sondern die Grundierung die Aufgabe des Füllers übernimmt.
###Fahrzeuglacke ohne Klarlack (ältere Uni-Lacke)
Die Schichtstärke bei Lacken ohne Klarlack beträgt 150-180µm. Nach dem Basislack wird keine weitere Schicht mehr lackiert - deswegen bleichen auch viele der Uni-Lacke durch UV-Strahlung aus. Vorallem bei bekannt bei roten Opel Astras & Mazda MX5, grünen VW Passats usw.
Hier besteht natürlich erst sehr verspätet die Gefahr durchzupolieren. Hat man dies geschafft, blitzelt dort der Füller oder die Grundierung durch. Auch hier muss wieder lackiert werden!
##Messergebnisse bewerten
Die Werte, die unser Lackschichtendickemessgerät ausgibt müssen wir natürlich immer individuell bewerten. Wenn das ganze Fahrzeug eine Schichtdicke von 80-90µm hat, habe ich keine Befürchtung, dass schon jemand von mir enorm viel Klarlack runterpoliert hat. Messe ich als Mittelwert jedoch 120µm und ein Bauteil mit nur 85µm sollten alle Alarmglocken läuten. Hier ist eindeutig zu wenig Lack drauf und die Gefahr, dass man den Klarlack durchpoliert ist sehr hoch.
Auch Nachlackierungen lassen sich sehr einfach damit enttarnen. Bei >200µm kann man davon ausgehen, dass die betroffene stelle nachlackiert wurde, sofern die anderen Bauteile eine Schichtdicke von <150µm besitzen. Das muss im ersten Moment nichts schlechtes heissen. Möglich ist auch, dass der Wagen wegen eines Fehler schon im Werk nachlackiert wurde.
Egal welche Erkenntnis wir nun durch die Messung gewonnen haben - bei beiden Ergebnissen müssen wir unsere vorgehensweise anpassen. Bei einer zu geringen Schichtdicke (eventuell wurde dort man ein tiefer Kratzer rauspoliert), sollte man nur mit einer Hochglanzpaste polieren, da sonst die Gefahr besteht den Klarlack durchzupolieren. Es entsteht eine matte Stelle, die wieder lackiert werden muss.
Eine zu große Schichtdicke kann problematisch werden wenn dort nicht fachmännisch nachlackiert wurde. Zuviel Spachtel oder falsche Zusammensetzung vom Lack und wir können unter Umständen dort einen Schaden anrichten, der auch wieder lackiert werden muss.
Benutzt du auch ein Lackmessgerät, und hat es dich schonmal davor bewahrt durchzupolieren?
